Naturschutz
Moorschutz in der Landwirtschaft: Was ist das Verbundvorhabens „MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu“?
Trockengelegte Moore sind eine bedeutende Quelle von Treibhausgasen und damit mitverantwortlich für den Klimawandel. Deshalb ist deren Wiedervernässung ein wichtiger Bestandteil jeder Klimaschutzstrategie. Die Wiedervernässung stoppt bzw. verringert die Emissionen und trägt dazu bei, den Kohlenstoffspeicher im Boden zu erhalten. Funktionierende Moore stellen zudem ergiebige Wasserspeicher dar und wirken sich positiv auf den Landschaftswasser- und Temperaturhaushalt aus.
Vor allem in grundwassergespeisten Niedermooren befindet sich jedoch ein Großteil der betroffenen Flächen – im Landkreis Ostallgäu ca. 4.400 Hektar - in Privatbesitz und wird landwirtschaftlich genutzt. Im Vorhaben „MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu“, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird, geht der Landkreis Ostallgäu mit Kooperationspartnern an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nun der Frage nach: Welche Konsequenzen und Potenziale hat der notwendige Veränderungsprozess in den Mooren für Landwirte und wie gut funktioniert dabei der Klimaschutz?
In der Allgäuer Moorallianz engagiert sich der Landkreis bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Arten- und Naturschutz in den Allgäuer Mooren. Mit dem neuen Vorhaben setzt sich der Landkreis nun auch stark für Klimaschutz durch Moorschutz ein.
Was wird dafür untersucht?
Auf Flächen von Partnerbetrieben wird der vormals abgesenkte Grundwasserstand im Moor wieder angehoben. Idealerweise wird dabei ein Wasserstand von ca. 10 cm unter Flur erreicht. Da bei diesen Bedingungen gewöhnliche Formen der Bewirtschaftung nicht mehr möglich sind, müssen landwirtschaftliche Kulturen und Verfahren der Nässe angepasst werden. In diesem Prozess der Umstellung werden die Landwirte unterstützt, begleitet und kompetent beraten. Gleichzeitig werden Auswirkungen auf Flächen, Ernteaufwände, Erträge und Betriebe erfasst und ausgewertet. Damit werden nachhaltige und gewinnbringende Formen der landwirtschaftlichen Nutzung gefunden und praxisnah erprobt.
Vor diesem Hintergrund sind profitable Verwertungsoptionen und funktionierende Wertschöpfungsketten für geerntete Biomasse von entscheidender Bedeutung. Im Vorhaben werden aussichtsreiche energetische und stoffliche Verwertungsmöglichkeiten identifiziert und entwickelt.
Auch die Auswirkungen der Wiedervernässung und der angepassten Bewirtschaftung auf die Artenvielfalt, die Böden und den Wasserhaushalt werden intensiv untersucht um Synergien zu finden und zu nutzen. Vorrangiges Ziel der Wiedervernässung bleibt dabei jedoch der Klimaschutz, weshalb auch die Effekte der neuen Wasserstände auf die Treibhausgasemissionen aus den Flächen mit modernster Technik genau beobachtet werden.
Wo stehen wir und wie geht es weiter?
Im Jahr 2022 wurde die Zusammenarbeit mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben vorbereitet. Vor der freiwilligen Teilnahme von Landwirten und Flächeneigentümern an diesem zukunftsweisenden Vorhaben mussten noch einige rechtliche und administrative Hürden genommen werden. Noch im Frühjahr 2023 sollen nun jedoch die ersten Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei wird an mindestens zwei Standorten im Landkreis die Flächenentwässerung unterbrochen und damit ein höherer Grundwasserstand im Moor erreicht. Planungen für mehrere weitere Vernässungsmaßnahmen sind in der Entwicklung. Um Zugriff auf zusätzliche Flächen zu erlangen, sollen im Jahr 2023 auch weitere Kooperationsbetriebe gefunden werden.
In der Projektlaufzeit bis 2031 werden so noch zahlreiche Flächen wiedervernässt und Bewirtschaftungsformen erprobt. Um das im Vorhaben gesammelte Wissen im Landkreis und darüber hinaus breit anwenden und damit den Klimaschutz unterstützen zu können, werden Netzwerke gebildet und Multiplikatoren für klimaschonende Moorbewirtschaftung geschult. Zwar handelt es sich im Vorhaben immer um Maßnahmen im Pilotmaßstab und die zu bewältigenden Aufgaben im Moor- und Klimaschutz bleiben gewaltig. Dennoch wird hier im Landkreis ein wichtiger Schritt getan und das Klima auch in den Mooren besser geschützt.
Wer macht mit?
- - Ein fünfköpfiges Team am Landratsamt Ostallgäu,
- - die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), durch die arbeits- und betriebswirtschaftliche sowie sozio-ökonomische Fragen bearbeitet werden,
- - die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), die Treibhausgasmessungen durchführt und interpretiert,
- - engagierte Landwirte im Landkreis, die ihre Bewirtschaftung von Mooren klimaschonend und nachhaltig gestalten wollen.
Dammsanierung und neue Treppe Baldaufweiher
Der Baldaufweiher wurde 2017 vom Landkreis aus Mitteln für den Umweltschutz erworben. Wegen Sicherheitsbedenken konnte kein Wasser mehr aufgestaut werden. Es erfolgte eine aufwändige Dammsanierung in Federführung durch die Untere Naturschutzbehörde, inklusive Förderung. Der Damm konnte Anfang Dezember 2022, nach Abschluss der erforderlichen Nacharbeiten, vollständig fertiggestellt werden. Die Sicherheit war schon Ende 2021 wiederhergestellt, so dass der Fischereiverein als Pächter den Weiher in diesem Jahr weiter bewirtschaften konnte und das Biotop endlich wieder Wasser führen durfte und so zusätzliches Leben einzog.
Die Bürger von Sulzschneid sind es aus der Vergangenheit gewohnt, den Baldaufweiher als inoffizielle Badestelle zu nutzen. Der Landkreis sagte zu, dass auch zukünftig wieder zu ermöglichen. Der Zugang zum Wasser war aber über den neuen Damm nicht mehr ohne Weiteres möglich. An der niedrigen Seite versperren Schilf und Schlamm den Zugang und das Wasser ist hier zu flach zum Schwimmen. Im Bereich des Mönchs ist das Wasser zwar tief, der Hang aber sehr steil. Die obere Kiesschicht rutscht ab, sobald jemand versucht hier zum Wasser zu gelangen. Zudem befindet sich ein Bibergitter unter dem Kies und wird freigelegt.
Es sprachen mehrere Punkte für eine Treppe nahe des Mönchs in den See: 1) das Dammbauwerk würde dann nicht mehr beschädigt, 2) der Fischereiverein hat besseren Zugang zum Mönch, 3) die Bürger haben wieder bequemen Zugang zum Wasser.
Ziel war es, einen verkehrssicheren Gewässerzugang für Jedermann zu schaffen. Mitte Dezember 2022 konnte die Treppe endlich am Bestimmungsort installiert werden.