Landschaftspflegeverband
Landschaftspflege: Mahd von Streuwiesen, Nasswiesen und Steilhängen sowie Entbuschung
Im Jahr 2022 gab es im Bereich der „klassischen“ Landschaftspflege Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von ca. 520.000 €. Dabei ging es vor allem um die Mahd von Streuwiesen, Nasswiesen und Steilhängen, außerdem um die Entbuschung verbrachter Flächen mit darauffolgender Wiederaufnahme landwirtschaftlicher Nutzung.
Insbesondere am Bayerstetter Köpfel bei Nesselwang und am Südhang des Breitenbergs fanden auf Alpweideflächen umfangreiche Auflichtungs- und Schwendmaßnahmen statt. Die Fichtenbestände auf den biotopkartierten Weideflächen wurden hier immer dichter und höher, so dass sich das Vieh hier seltener aufhielt und die Artenvielfalt der auf Nutzung angewiesenen Weiderasen dadurch gefährdet war. Am Breitenberg konnte dabei der bisherige Höhenrekord aus dem Vorjahr (an der Bärenmoosalpe bei Pfronten) nochmals überboten werden: diesmal reichte das Projektgebiet des LPV bis auf 1.670 m Höhe.
Im April 2022 gab es die langersehnte Preisanpassung der Kostendatei für Landschaftspflegemaßnahmen, nach der sich die Entgelte für die Landwirte und Unternehmer richten, die im Auftrag des LPV tätig werden. Die letzte Überarbeitung der bislang gültigen Kostendatei gab es im Jahr 2011.
Über das Bayerische Klimaschutzprogramm (KLIP) gefördert wurden verschiedene Moorrenaturierungs-Maßnahmen, vor allem in den Bereichen Eschacher Moos und im Korbsee-Dachssee-Gebiet. Diese Maßnahmen dienen sowohl der Wiederherstellung eines moortypischen Wasserhaushalts und somit der CO₂-Speicherung in den Torfböden, als auch dem Artenschutz für selten gewordene moortypische Arten, wie dem Hochmoor-Perlmuttfalter, der Blumenbinse und der Kreuzotter.
Zusammenarbeit mit dem Verein Bergwaldprojekt e.V.
Vom 3. bis 10. Juli fand die Projektwoche des „Bergwaldprojekt e.V.“ statt, bei der der LPV sich um die Planung des Arbeitsprogramms und die Beantragung der Fördergelder kümmert. Dieses Jahr halfen die ca. 20 Freiwilligen bei der Beseitigung von Neophythen an der Mündung des Halblech, dem Wiederfreistellen von Frauenschuh bei Trauchgau (der von Jungbäumen stark bedrängt wurde), und bei der Entbuschung und Wiederherstellung von Kleingewässerstrukturen im Naturschutzgebiet Ammergebirge, die Amphibien wie Teichmolch und Gelbbauchunke als Lebensraum dienen. Die Arbeitswoche im Ostallgäu unter Anleitung des LPV gibt es in dieser Form seit 2021 und die Planung für 2023 (Unterkunft und Einsatzgebiete) ist bereits im Gange.
BioDiv-Projekt zum Wiesenbrüterschutz bei Lamerdingen
Seit einigen Jahren engagiert sich der LPV für den Kiebitzschutz im nördlichen Landkreis, dazu wird jährlich ein Förderantrag im Rahmen des Biodiversitäts-Projektes „Brutplatzschutz für Wiesenbrüter Schwaben“ gestellt. Leider konnte Corona-bedingt auch 2022 vor der Brutsaison keine Infoveranstaltung für alle Landwirte in den Wiesenbrütergebieten stattfinden, stattdessen erhielten ca. 180 Landwirte im Projektgebiet ein entsprechendes Anschreiben mit Informationen zu Fördermöglichkeiten und Ansprechpartnern im Falle einer Kiebitzsichtung zur Brutzeit.
Der Bruterfolg in Schwaben war in diesem Jahr teils beeinträchtigt. Zum einen startete das Jahr deutlich zu warm, so dass die ersten Bruten schon im März begannen, dann aber in der ersten Aprilhälfte wegen frostiger Temperaturen mit Schnee wieder abgebrochen wurden. Ungünstigerweise überschnitt sich dieses Jahr die Hauptbewirtschaftungszeit (Pflügen und Aussaat) größtenteils mit der Hauptbrutzeit der Kiebitze. Mit Ausnahme des Monats Mai fielen außerdem die Niederschläge deutlich geringer aus als im jeweiligen Jahresdurchschnitt, was sich negativ auf die Ernährungssituation der Küken auswirkte.
Trotz allem wurden im Projektgebiet im Landkreis Ostallgäu dieses Jahr gleich viele brütende Kiebitze festgestellt wie im Vorjahr, und es wurden fast genauso viele Kiebitze flügge wie 2021, nämlich 25. Allerdings war der größte Bruterfolg dieses Jahr eindeutig rund um Lamerdingen zu verzeichnen und nicht südlich von Buchloe, wie es im Jahr 2021 der Fall war.
Besonders hervorzuheben ist der nach wie vor unermüdliche Einsatz der beiden ehrenamtlichen Wiesenbrüter-Betreuer Alex Klose und Johnny Fritzsche während der Brutsaison. Sie sind die Hauptansprechpartner vor Ort und beraten die Landwirte in den potentiellen Brutgebieten des Kiebitzes nun schon seit fünf Jahren. Dies trägt dazu bei, dass bei den Landwirten eine sehr hohe Bereitschaft besteht, bei dem Projekt mitzumachen und dafür auch (meist geringfügige) Bewirtschaftungseinschränkungen hinzunehmen. Für das Auslassen eines Bewirtschaftungsfensters rund um ein Kiebitznest wird über Ersatzgeldmittel der Unteren Naturschutzbehörde eine Entschädigung in Höhe von 50 - 100 € überwiesen, diese Zahlung wurde im Jahr 2022 für fünf Nester beantragt.
BioDiv-Projekt zur Entwicklung artenreicher Wiesen („Wiesenhilfsprojekt Blütenreich Ostallgäu“)
Im Wiesenhilfsprojekt Blütenreich Ostallgäu konnte 2022 einiges umgesetzt werden. Mithilfe des 2021 geernteten, autochthonen Saatguts fand auf insgesamt acht landwirtschaftlich genutzten Projektflächen von freiwilligen Partner*innen eine Artanreicherung durch Ansaat nach Fräsung statt. Auf weiteren zwei Flächen erfolgte im Sommer 2022 eine Mahdgutübertragung von nahe gelegenen Spenderflächen. Außerdem wurden vier Flächen für eine Ansaat in den kommenden Jahren vorbereitet.
Auf den angereicherten Flächen erfolgte über das ganze Jahr hinweg eine engmaschige Kontrolle, sowie kontinuierliche Besprechungen bezüglich einer optimalen Bewirtschaftung mit den Eigentümer*innen. Auch auf den Spenderflächen findet ein Monitoring statt um sicherzustellen, dass diese sich nicht verschlechtern. Hierfür werden alle Flächen jährlich kontrolliert, wobei darüber hinaus auf sechs der Flächen ein Tagfaltermonitoring stattfindet. Dieses startete bereits im ersten Projektjahr. 2022 konnte auf einer der Flächen der im Ostallgäu lange verschollene Kurzschwänzige Bläuling (Cupido argiades) erstmalig wieder nachgewiesen werden.
Begleitend findet im Projekt auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit statt, um weitere Partner*innen für das Projekt zu gewinnen.
Um den Austausch und die Vernetzung mit weiteren Grünlandprojekten zu fördern, fand ein fachlicher Austausch und/oder eine aktive Mithilfe mit zahlreichen Projekten und Partnern statt.
Die landkreisweite Erfassung von potentiellen Projektflächen, die zu Beginn des Projekts ausgeschrieben und an drei Kartierteams vergeben wurde, konnte im Jahr 2022 abgeschlossen werden.
Eine weitere große Rolle im Projekt spielt neben der Aufwertung auch die Sicherung von artenreichem Grünland. Zu diesem Zweck wurden Landwirte mithilfe der Unterstützung durch die Kolleginnen der UNB bezüglich eines VNP-Abschlusses beraten. Auf sieben Flächen konnte so ein VNP-Vertrag abgeschlossen werden. Auch ein LNPR-Antrag zur Wiederherstellung von fünf brachgefallenen Flächen des relevanten Lebensraumtyps wurde im Rahmen des Wiesenhilfsprojekts gestellt.
Eine Beerntung von bereits bekannten Spenderflächen im Landkreis fand im Sommer 2022 erneut statt. Mithilfe des Samenerntegeräts „Wiesefix“ konnten insgesamt 40 kg Saatgut geerntet werden. Dieses soll im kommenden Winter der Artanreicherung auf ca. acht Flächen dienen. Zahlreiche Interessent*innen hatten sich nach den Aufrufen in der Lokalpresse gemeldet um ihre Flächen für das Wiesenhilfsprojekt zur Verfügung zu stellen und aufwerten zu lassen. In diesem Rahmen fanden insgesamt 15 Ortstermine und zahlreiche telefonische Beratungen statt.
20-jähriges Bestehen und LPV-Exkursionen
Im Jahr 2022 fanden insgesamt drei LPV-Exkursionen statt, zwei davon im Rahmen von BayernTourNatur (am Hegratsrieder Weiher am 18.06. und eine Pilzexkursion bei Steinbach am 24.9.) und dazu eine botanische Wanderung für den Gartenbauverein Bidingen am 5.7.
Im Rahmen des Alpwanderkurses wurde am 21.7. an der Bärenmoosalpe über die aufwändigen Auflichtungs- und Schwendarbeiten im Vorjahr berichtet und zum Kiesgrubengelände bei Germaringen gab es unter Beteiligung des LPV eine Fotoausstellung, die zuerst in Neugablonz und dann im Foyer des Landratsamtes gezeigt wurde.
Am 16. September feierte der LPV Ostallgäu sein 20-jähriges Bestehen an der Faulenseehütte in Rieden am Forggensee. Die Veranstaltung begann mit Ansprachen und Grußworten der 1. Vorsitzenden Frau Landrätin Zinnecker, des Bürgermeisters von Rieden Herrn Haug und Frau Kuffer von der Regierung von Schwaben, anschließend gab es Rückblicke von vier ehemalig Beteiligten der Anfangsjahre (die ehemaligen 1. Vorsitzenden J. Fleschhut und J. Zeislmeier, die ehemalige Leiterin des Sachgebiets Naturschutz und Landespflege U. Wörz und der frühere Geschäftsführer J. Freuding).
Die Feier war verbunden mit einer Ausstellung und teils auch der Vorführung von in der Landschaftspflege verwendeten Maschinen, wie z.B. verschiedenen Mähgeräten. Besonderes Interesse fanden dabei zwei ferngesteuerte Mulchraupen und ein Mini-Harvester für die Verarbeitung von Jungbäumen.
Wirtschaftlicher Geschäftsbereich
Zum wirtschaftlichen Geschäftsbereich des LPV gehört vor allem die Entwicklung und Pflege von ökologischen Ausgleichsflächen, meist im Auftrag der Städte und Gemeinden (z.B. für die Städte Füssen und Marktoberdorf und die Gemeinden Aitrang, Baisweil und Görisried, zu einem großen Teil auch für die Autobahn GmbH. Für den Wittelsbacher Ausgleichsfonds erfolgen außerdem verschiedene Maßnahmen im Schwanseepark, so das Zurückdrängen der Brombeeren an den Gehölzrändern oder auch schon mal die Sanierung eines Steges am Schwansee.
Mitgliederversammlung mit Vorstandsneuwahlen
Auf der Jahresmitgliederversammlung Ende September stand diesmal die Neuwahl des Vorstandes an, die satzungsgemäß alle vier Jahre stattfindet. Neuer 1. Vorsitzender ist jetzt Lars Leveringhaus, Bürgermeister von Obergünzburg und stellvertretender Landrat. Landrätin Frau Zinnecker hatte ihr Amt als 1. Vorsitzende nach zwei Legislaturperioden zur Verfügung gestellt und schied aus dem Vorstand aus. Neu im LPV-Vorstand sind nun Frau Karina Fischer (Bürgermeisterin von Eggenthal) und Herr Josef Kreuzer, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz.
Auf der Mitgliederversammlung wurde auch die neue Verwaltungskraft Frau Cordula Brandt vorgestellt, die Mitte Juli ihre Tätigkeit beim LPV begann. Sie ist die Nachfolgerin von Frau Regina Schmölz, die knapp über 10 Jahre die vielfältigen Verwaltungsarbeiten erledigt hatte und in den Ruhestand verabschiedet wurde. Außerdem gab es anlässlich des 20-jährigen Gründungsjubiläums einen bebilderten Rückblick auf die letzten beiden Jahrzehnte.