Demenz
Erste Ostallgäuer Pflegekonferenz: „Pflegende Angehörige sind unser wichtigster Pflegedienst“
Der Landkreis hat am 16. Mai 2022 die erste Ostallgäuer Pflegekonferenz veranstaltet. Schwerpunkt war die Entlastung pflegender Angehöriger durch Kurzzeitpflege.
Zur Pflegekonferenz wurde vom Landkreis Ostallgäu eingeladen. Sie gilt als erste im Allgäu und nach der Pflegekonferenz München als zweite in Bayern. Eingeladen waren Vertreter der Krankenhäuser, der Kranken- und Pflegekassen, der Pflegeheime, derambulanten Pflegedienste und Sozialstationen, der Kontakt- und Fachstellen für Demenz und Pflege sowie Bürgermeister von Gemeinden mit einem Quartiersmanagement.
In Impulsvorträgen erhielten die Teilnehmenden Informationen über die sogenannte eingestreute Kurzzeitpflege (Martin Mose, Leiter Alten- und Pflegeheim Heilig-Geist-Stiftung Nesselwang), die Erfahrungen mit festen Kurzzeitpflegeplätzen im kreiseigenen Seniorenheim in Obergünzburg (Madita Lang, Landkreis Ostallgäu) sowie über die Situation im Krankenhaus (Andrea Lang, Leitung Pflege- und Sozialberatung Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren). Außerdem berichteten Direktor Bernd Ruppert und Abteilungsleiter Franz Nuber von der AOK-Direktion Kaufbeuren-Ostallgäu über die Sicht der Kranken- und Pflegekassen auf das Thema.
Einig waren sich die Impulsgebenden sowie die restlichen Teilnehmenden in der anschließenden Diskussion, dass es angesichts des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Anwuchses der Zahl pflegebedürftiger Personen im Ostallgäu eines deutlichen Ausbaus der Kurzzeitpflege bedürfe. Insbesondere um pflegenden Angehörigen eine dringend benötigte Auszeit gewähren zu können und die Nachsorge nach einem Krankenhausaufenthalt zu sichern. Es gebe zwar einen gesetzlichen Anspruch auf Kurzzeitpflege, jedoch könne dieser in vielen Fällen wegen des fehlenden Angebots nicht realisiert werden.
Aktuell sind im Landkreis nur im Senioren- und Pflegeheim Obergünzburg sechs feste Kurzzeitpflege-Plätze eingerichtet. Weitere sind bei der Erweiterung und Modernisierung des Senioren- und Pflegeheims Waal geplant. Diese Erweiterung kann die ständig steigenden Bedarfe aber nur teilweise decken.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen, etwa wegen der derzeit nur bedingt wirtschaftlich tragfähigen Finanzierung von Kurzzeitpflegeangeboten und der angespannten Situation am Arbeitsmarkt zeigten sich in der Diskussion auch Entwicklungsmöglichkeiten. Insbesondere die Möglichkeiten der Kliniken im Landkreis einen Kurzzeitpflegebereich zu schaffen wurden diskutiert und sollen nun geprüft werden.
2. Plenum Netzwerk Pflege Landkreis Ostallgäu
Nach einer 2-jährigen durch die Pandemie bedingten Pause fand am 8. März 2022 das 2. Plenum Netzwerk Pflege statt. Wenn auch in verkürzter Form und als Online-Veranstaltung.
Thema des mit über 30 Teilnehmenden gut besuchten Plenums war „Anders sprechen über Demenz“.
Die Idee für diesen Arbeitsschwerpunkt entstand aus den Rückmeldungen von verschiedenen niedrigschwelligen Angeboten im Landkreis. Nach Meinung der Koordinierenden vor Ort würden Angebote, in denen der Begriff Demenz verwendet wird nicht angenommen.
Der Begriff Demenz und wie wir darüber sprechen löse bei Betroffenen und ihren Angehörigen häufig Angst aus und in weiten Teilen der Bevölkerung sei er meist negativ behaftet.
Resultat: „Diejenigen, die man gerne erreichen würde, erreicht man nicht!“
In seinem Impulsvortrag „Anders sprechen über Demenz“ zeigte Peter Wißmann, Team WAL, Innsbruck (früher Geschäftsführer Demenz Support Stuttgart) viele Beispiele und Möglichkeiten auf wie wir die Betroffenen und ihre Angehörigen besser erreichen und ansprechen können.
Mittlerweile ist ein Qualitätszirkel vom Netzwerk mit der Entwicklung von Informationsmaterialien beauftragt, die es zulassen aus der überholten Demenzterminologie auszusteigen und die betroffenen Menschen im Landkreis Ostallgäu mitzunehmen.
Ausstellung zum Thema Demenz im Landratsamt
Vom 21. September 2022 bis zum 4. Oktober 2022 war im Landratsamt Ostallgäu in Marktoberdorf die Ausstellung „Wenn aus Wolken Spiegeleier werden“ zu sehen. Sie zeigte Werke des Künstlers Carolus Horn, die den Verlauf einer demenziellen Erkrankung zum Thema haben. Der Landkreis beteiligte sich mit der Vernissage an der 3. Bayerischen Demenzwoche.
Zur Ausstellungseröffnung hielt Dr. Christoph Nowak einem Vortrag über Demenzerkrankungen und die Möglichkeiten deren Auswirklungen zu mildern. Begrüßt wurden die Gäste durch den Demenzbeauftragten des Landkreises Gerhard Stadler.
Unter den 30 Teilnehmenden waren Vertreter aus stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen sowie der Krankenkassen. Die Ausstellung zeigt Werke des Künstlers Carolus Horn, die den Verlauf einer demenziellen Erkrankung zum Thema haben.
Nach dem Vortrag von Dr. Nowak hatten die Gäste die Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.
Partizipation von Menschen mit Demenz
Im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang Management im Sozial- und Gesundheitswesen an der Hochschule Kempten führte Magdalena Strommer eine qualitative Analyse zum Beteiligtsein zuhause lebender Menschen mit Demenz im Landkreis Ostallgäu durch.
Begleitet und betreut wurde die Abschlussarbeit von Frau Prof. Dr. Veronika Schraut, HS Kempten und Gerhard Stadler, Demenzbeauftragter des Landkreises Ostallgäu.
In Leitfadeninterviews wurden Betroffene in ihrer gewohnten Umgebung zu Themen, wie bspw. Alltag, Freizeit, Gruppenangebote, Teilhabe, Mitbestimmung befragt. Aus den Ergebnissen der Befragung leitete die Forscherin wichtige Handlungsansätze für verschiedene Personen- und Zielgruppen im Landkreis Ostallgäu ab.
Die gewonnenen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen sind ein erster wichtiger Baustein für die Fortschreibung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts und Demenzkonzepts des Landkreises Ostallgäu, die in den kommenden beiden Jahren durchgeführt wird.
GESTALT- Bewegungskurse im Landkreis Ostallgäu
Seit September 2022 werden an vier Standorten (Buchloe, Füssen, Marktoberdorf, Obergünzburg) im Ostallgäu GESTALT-Bewegungsprogramme mit jeweils 20 Übungseinheiten angeboten. Die angebotenen Kurse sind mit jeweils 15 Teilnehmern ausgebucht. Es besteht aber die Möglichkeit sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Die GESTALT-Kurse sollen auch nach Ablauf der Projektphase im Ostallgäu angeboten werden
Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv. Übungsleitungen und Teilnehmende sind mit Spaß und Freude dabei.
Das Ostallgäu wurde 2021 als einer von insg. 10 Bayerischen GESTALT-Standorten ausgewählt. Die Projektorganisation obliegt dem BRK Kreisverband Ostallgäu. Der Landkreis Ostallgäu als Partnerkommune, zuständig ist hier die Fachstelle Demenz, unterstützt das BRK bspw. in der strategischen Planung, der Öffentlichkeitsarbeit oder Entwicklung von Perspektiven zur nachhaltigen Verankerung des GESTALT-Ansatzes im Landkreis.
Dieses Projekt unterstreicht die Wichtigkeit einer engen, zielführenden Zusammenarbeit von Landkreis und der freien Wohlfahrtspflege zum Nutzen der Bürger*Innen.
Das Bewegungsprogramm wurde nach wissenschaftlichen Standards entwickelt. GESTALT richtet sich an ältere Erwachsene ab 60 Jahren, die schon länger nicht mehr oder noch nie körperlich aktiv gewesen sind. Zudem sollen insbesondere sozial-benachteiligte Personen, die über geringe soziale Kontakte verfügen, mit dem Bewegungsprogramm erreicht werden.